Vereinshistorie

Betrachtungen zur Geschichte der St. Johannes Schützenbruderschaft
(Ernst Hönings)

Es ist für einen Chronisten nicht einfach, die Geschichte der jubilierenden
Bruderschaft niederzuschreiben, hat doch der zweite Weltkrieg seine furchtbaren
Spuren zu tief in den Boden unserer Heimat eingegraben. Sozusagen
keinerlei Zeugen der Vergangenheit sind erhalten geblieben bis auf wenige
Stücke aus dem Königssilber. Zu diesen gehört bekanntlich auch der Königsschild
aus dem Jahr 1664, welcher als Beleg für Gründung der Bruderschaft
gelten kann. Glaubt man allerdings Wilhelm Ewalds umfassendem
Werk über die rheinischen Schützengesellschaften, muß man das Alter der
Jubilarin um 24 Jahre hinausschieben in das Jahr 1640. Dafür gibt es auch
einen hinreichenden Grund, haben doch dir unruhigen und gefährlichen
Jahre der letzten Phase des dreißigjährigen Krieges überall im Lande die
Bürger zur Selbsthilfe greifen lassen, um sich der plündernden und brennenden
Scharen zu erwehren. Betrachten wir dazu nur die großen Ereignisse
dieser Jahre, und wir stellen fest, daß „durch das Bündnis Frankreichs mit
Holland gegen Spanien und mit den Hessen und Schweden gegen den
deutschen Kaiser auch die Heimat in die kriegerischen Ereignisse“ einbezogen
wurde. „Die Durchzüge der beiderseitigen Truppen und Ihre Einlagerungen
belästigten Land und Leute.“ (Unsere Heimat, S. 86)

Bleiben wir aber mit unseren Vorfahren beim sichtbaren Beleg, eben jenem
glücklich überlieferten Königsschild aus dem Jahr

Sechzehnhundertvierundsechzig

dann schauen wir also in diesem Jahre

Neunzehnhundertvierundsechzig

auf eine dreihundertjährige wechselvolle Geschichte zurück. – Was liegt
näher bei einem solchen Rückblick, als sich vorangegangener Jubiläen zu
erinnern! – Dabei findet unser durch die Jahre rückwärts wanderndes Auge
einen ersten Ruhepunkt im Jahre 1939:
275 Jahre werden gefeiert. Es ist Fastenzeit. Aber mit welcher Sorge schaut
man allerwärts auf die politisch Zukunft. Schon damals klagt Peter Beckers
über die „Dürftigkeit der vorhandenen Unterlagen“. (Festzeitschrift zum
275jährigen Bestehen)
Schon wenige Monate nach dem Fest begann der zweite Weltkrieg mit seinen
furchtbaren Folgen für Land und Leute. Ob nicht vielleicht manch einer der
damals Feiernden voller bangen Ahnungen war in der Erinnerung an das
250jährige Jubelfest des Jahres 1914, auch mitten im Frieden, aber unmittelbar
vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges? – Jene Sommertage vor dem
Namensfest des Pfarr- und Bruderschaftspatrons waren „wirkliche Fest- und
Freudentage der ´Gardekieker´ und damit für die gesamte Bruderschaft der
Kreisstadt. Verschwunden war alles, was hemmend und trennend wirken
könnte, ja – selbst der ´historische´Kreidestrich auf der Wurmbrücke war
weggewicht, den die ´St. Sebastianus – Schützen´aus Geilenkirchen und die
´St. Josef – Schützen´aus Bauchem, also die´Gellekerker Mösche´und die
´Boochemer Raubvüegel´, mußten unter den Klängen des Musik- und
Tambourkorps des Infrantrie – Regiments Nr. 25 (von Lützow) Aachen hinüber
über die Brücke, um , mit den Hünshovener ´Gadekieker´vereinigt, im Festzug
durch die prächtig geschmückten Straßen Hünshovens zu ziehen. An diesem
Festzug nahm außerdem der Kriegerverein, der Turnverein und der
Männer – Gesangs – Verein ´Liedertafel´1893 Hünshoven teil.
Nach dem Eintreffen auf der Festwiese sang die ´Liedertafel´von der Militärkapelle
begleitet, das ´Niederländische Dankgebet´und Beethovens ´Die
Ehre Gottes in der Natur´. Als dann wurde die neue Fahne enthüllt, in deren
mittlerem Feld das Bildnis des hl. Johannes des Täufers prangt. Es ist das selbe
Bild, welches einstens die sogenannte ´Johannes Fahne´, die im Jahre
1884 durch Brandschaden unbrauchbar geworden war, schmückte, und dessen
Ursprung auf das Jahr 1821 zurückreicht. – Die Weiherede hielt Bürgermeister
Franz Clausen. (Geschichtsbuch)
Mit diesen „Erinnerungen“ sind wir nun schon mitten in der „Geschichte“
drin. Und sie läßt uns nicht mehr los. Bedrängend ist bei diesem Gedanken
nur, daß schon dreimal an einen Krieg e r i n n e r t werden mußte: 1618 – 1648,
1914 – 1918, 1939 – 1945. Aber so ist nun einmal die Geschichte, und wir, die
wir uns heute freuen, das dreihundertjährige Bestehen mitten im Glück eines
hoffentlich gesicherten Friedens zu feiern, sollten uns wohl daran erinnern lassen.

Wir sind nämlich darüber bei einer der Quellen des Schützenwesens überhaupt
angekommen. In anderwärts erhaltenen „Satzungen aus der Zeit des
kriegerischen 17. Jahrhunderts findet man es als die vornehmste Aufgabe
des Schützen bezeichnet: neben der Hochhaltung von Zucht und Sitte und aller
bürgerlichen Tugenden dem Schutze der Heimat zu dienen, die Wehrfähigen
im Gebrauch der Waffen – nicht bloß der Büchse – zu unterweisen und zu
üben, in unruhigen Zeitläufen den Wachtdienst zu übernehmen und in Zeiten
kriegerischer Not als geschlossenes Aufgebot innerhalb der Grenzpfähle für
die Sicherung der Heimat einzutreten“. (H. B. Capellmann, Zur Geschichte der
Schützenbruderschaften)
„Dem Schutze der Heimat zu dienen“ ist also eine der Quellen und Grundlagen
des Schützenwesens überhaupt und auch die Ursache, aus der heraus
unsere Vorfahren vor etwa 300 Jahren eine Gemeinschaft von Männern
gründeten, deren Aufgabe es sein sollte, die Heimat in unruhigen Zeiten zu
schützen. „Schützen der Heimat“ wollten sie sein. Unter dem Begriff „Heimat“
verstanden sie aber nicht nur den Raum, in dem sie lebten, die Häuser und
Höfe, Äcker und Wiesen, den Wald und den Fluß, nein, sie verstanden
darunter mehr: neben dem physischen R a u m auch den geistigen B e r e i c h,
wie er ihnen überkommen war und wie sie ihn als Erbe und Verpflichtung
weitergeben wollten an ihre Nachfahren. Was lag ihnen wohl näher, als sich
zu diesem Anliegen unter den Schutz und hinter das Vorbild des Pfarrpatrons
zu stellen. Der hl. Johannes der Täufer wurde zum Fürsprecher der
Schützengemeinschaft. Der Glaube und die Heimat wurden so zu hohen Gütern,
die es zu schützen galt. Und dabei war ihnen sicherlich der Glaube in ihrer
Vorstellung von der Heimat enthalten, so wie er ihnen gewiß auch derart
lebendig war, daß er ihnen Heimat, geistige Heimat, bedeutete.
Von beiden aber wurden ihre Bräuche bestimmt. – Man spricht davon, daß
die Ursprünge der ältesten Schützenbruderschaften in den ersten Jahrzehnten
des 15. Jahrhunderts, also im ausgehenden Mittelalter liegen. Sie sollten
damals auch als Standesgenossenschaften der Bürger und Bauern so etwas
wie einen Ausgleich für das gesellschaftliche Treiben der feudalen Ritterschaft
darstellen.So trat dann neben das Turnier als einem ritterlichen Wettspiel
der Vogelschuß als Wettkamps der Bürger und Bauern um königlich –
ritterliche Ehren in ihren Kreisen. Das mag anfangs von der sogenannten
feudalen Gesellschaft belächelt worden sein. Allerdings zeigen Urkunden des
16. bis 18. Jahrhunderts recht deutlich, wie sehr Fürsten und Landesherren das
Treiben ihrer Untertanen zur Stärkung der Wehrkraft schätzten, verliehen sie
doch durch Gesetzeskraft demjenigen besondere Rechte, der in solchem
Wettstreit die Königswürde errang.
Mehr und mehr wurde der Kampf um den hölzernen Vogel zu einem sportlich-
gesellschaftlichem Ereignis. An die Stelle der äußeren Wehrhaftigkeit
trat die bruderschaftliche Hilfeleistung innerhalb der Nachbarschaft der Pfarrgemeinde.
Heimatliches Brauchtum wurde gepflegt, zur religiösen Betätigung
angehalten. Dazu gehörte dann auch wohl die Begleitung der sakramentalen
Fronleichnamsprozession und der Pfarrprozession am Feste des Pfarrpatrons,
welches gleichzeitig das Schützenfest war, an dem der Königsvogel geschossen
wurde. Es hat Unterbrechungen und zeitweilige Veränderungen gegeben.
Aber im Grunde blieb sich dieses Brauchtum immer gleich und gewohnt (was
lateinisch suetus = gesittet heißt). – So trat als bindende Klammer zwischen
Glaube und Heimat die Sitte. Ja, sie macht erst das möglich, was wir im
Vorangegangenen als das Miteinander von Glaube und Heimat angesprochen
haben. Und in dieser Funktion konnte und kann das Brauchtum immer
nur als etwas ethisches verstanden werden. Wird es verflacht, nur so im
oberflächlichem Sinne „abgewickelt“ (eine Redensart unserer Zeit), kann es
nicht mehr das „Gewohnte“ (= Gesittete) sein, fehlt die Klammer und fällt
das gewachsene Leitbild von Glaube , Sitte und Heimat auseinander.
Die eigentliche Geschichte scheint nach den vorangegangenen Überlegungen
aus dem Auge geraten zu sein. Aber es scheint wirklich nur so; denn wenn
wir den Gang der Geschichte unserer Bruderschaft betrachten, werden wir
erkennen, daß er im Grunde nur ein immer neues Orientieren an dem Leitbild
war, das zu verstehen wir uns bemüht haben. Als Verfasser dieser Schrift
müßte ich mich ja eigentlich mit den Ausführungen von Schiffers in seiner
Hünhovener Pfarrgeschichte auseinandersetzen. In einem besonderen Kapitel
behandelt er darin die „Schützenbruderschaften“. – Aber was würde nach
alle dem noch Bedeutendes bleiben an der Jahreszahl 1664? – Was
würde uns da noch berechtigen, als Hünshovener Bruderschaft zu jubelieren?
– Da halte ich mich lieber an die Geschlechterfolge der Könige, wie sie
glücklicherweise fast lückenlos seit 1741 noch erhalten ist. In einem noch bis
1944 vorhandenen Bruderschaftsbuch aus der Zeit um 1813 konnten ihre
Namen alle nachgelesen werden, z.B. der des „Sebastianus Jacobus Engelen,
Keyser in Hünshoven“ aus dem Revolutionsjahr 1789, seltsames, fast schauererregendes
Zusammentreffen. Vorher schon, 1725 und 1728, war ein anderer Engel(e)n,
Heinrich mit Taufnamen, sicherlich ein verwandter Ahn, Schützenkönig
in Hünshoven und Geilenkirchen. Ich kann nachlesen, wie während der
Jahre der Revolutionskriege von 1797 bis 1799 keine Schützenfeste abgehalten
wurden. Diese Zwangspausen sollten sich bis in unsere Tage noch öfters
wiederholen.
Genauer verweilt der rückwärts wandernde Blick auf der „Erneuerungsurkunde
vom Jahre 1745″. Auch damals waren unruhige Zeiten vorübergegangen,
nicht ohne die Bruderschaft „in solchen abgang gerathen“ zu lassen,
„daß man die von alters gebräuchliche Begleitung der Procession bey der
Gottestracht, sowohl als die zur Schützerey erforderliche Kosten fast nicht
mehr zu bestreithen vermöge“. (Festschrift von 1939) – In acht Abschnitten
werden dann die Regeln zusammengestellt, die das bruderschaftliche Leben
einschließlich der Sonderrechte des Königs von neuem festlegen.
Fast hundert Jahre später, 1842, kommt es wieder zur Abfassung einer
Erneuerungsurkunde, deren Motive, im Schlußabschnitt der Urkunde erwähnt,
wegen ihres wesentlichen Gehaltes hier wörtlich wiedergegeben werden
sollen: “ Die Schützengesellschaft soll dazu dienen, sich wechselseitig auf
eine anständige Art und Weise ein Vergnügen zu verschaffen. Zum freundschaftlichen
Zusammenhalten sind die vorstehenden Statuten entworfen. In
den Statuten sind die nötigen Bestimmungen getroffen, wonach jedes Mitglied
sich nicht allein bei Belustigungen und Zusammenkünften anständig und
ordentlich zu benehmen hat, sondern auch gehalten ist, sofern es Mitglied
bleiben will, sich überall gesittet und moralisch gut zu benehmen. Die Statuten
sollen bezwecken, das die Mitglieder der Gesellschaft sich zu einem
geregelten, sparsamen und gesitteten Lebenswandel ermuntern und anfeuern
und sich selbst beaufsichtigen. Auf diese Art wird der Gesellschaft sehr bald
die Achtung und Anerkennung ihrer Mitglieder in reichlichem Maße zu Teil
werden, so daß es jedem jungen Manne zur Ehre gereicht, zu der Hünshovener
Schützengesellschaft zu gehören. Die Mitglieder müssen ihren Stolz darin
sehen, sich überall so zu betragen, daß sie sich auch noch im hohen Alter der
verjüngten Tage mit Freuden erinnern und daß sie einen besonderen Wert
darauf legen, einstens ihre Kinder ebenfalls in diese Gesellschaft aufgenommen
zu sehen!“ (Geschichtsbuch)
In einer dritten Erneuerungsurkunde aus dem Jahre 1856 erfolgte die Umwandlung
des Namens „Hünshover Junggesellen – Bruderschaft – Schützengesellschaft“
in „Hünshover Schützengesellschaft“ zu dem Zwecke, „diesen Verein
auch verheirateten Männern zugänglich zu machen“. (Gechichtsbuch) –
Warum es dazu einer Namensänderung, gar in der Form einer Erneuerungsurkunde,
bedurfte, erscheint uns heute Lebenden unklar. Es ist auch wohl nur
aus der Auffassung der damaligen Zeit vom Wesen einer „Bruderschaft“ zu
verstehen.
Da zwei denkwürdige Daten aus dem letzten Jahrhundert eingangs erwähnt
worden sind, kann ich diese Zeit nun übergehen und direkt an das Ereignis
des Jahres 1856 anknüpfen, um in unsere Gegenwart zu kommen. Dazu muß
allerdings zunächst noch das Jahr 1825 erwähnt werden, in welchem die
Hauptversammlung eine neue „Satzung“ beschloß. Als „Zweck“ derr Schützen-
gesellschaft Hünshoven“ wird darin angeführt: „…alljährlich in althergebrachter
Weise ein Schützenfest und hiermit verbunden ein Vogelschießen zu
veranstalten, um die Gebräuche der Vorfahren hochzuhalten, ferner zur
Weckung und Belebung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb der Mitglieder,
zur Pflege und Erhaltung der guten Sitten.“ (Geschichtsbuch) – Danach
werden in siebzehn Paragraphen reine Verfahrensfragen geregelt. Schaut
man die Bericht der Schützenfeste dieser Jahre durch, so erkannt man einige
patriotische Züge, vermißt aber – wie schon in der Satzung von 1925 –
bewußte Beziehungen zu den religiösen und heimatbezogenen Fundamenten
der Vereinigung. Nun hat das Patriotische sicherlich auch seine Berechtigung,
ja sogar seine legitime Basis in der Gründung des „Deutschen Schützenbundes“
im Jahre 1861. Neben den Turnvereinen und Sängerchören wollten auch
die Schützenbrüder des deutschen Vaterlandes sich zusammenschließen, um
ihren Teil zur Einigung des ganzen Volkes beizutragen. Man hat diesen
„Deutschen Schützenbund“ auch am 18. November 1951 in Anwesenheit des
damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss wiedergegründet. Aus seinem
Mund kamen dabei die Worte, die als eine Formel gelten dürfen: „Nicht nur
Schützen mit dem Sportgewehr, sondern auch Schützen deutscher Brüder im
Geiste christlicher Bruderliebe.“ (Der Deutsche Schützenbund)
Von diesem Zeitpunkt aber nun wieder zurück in die Zeit nach dem ersten
Weltkrieg. Am 28. Februar 1928 wurde unter dem Titel „Erzbruderschaft vom
Hl. Sebastianus“ der „Zentralverband der historischen deutschen Schützenbruderschaften“
gegründet. 1936erfolgte das Verbot. Zehn Jahre später, 1946,
konnte er wiedergegründet werden.
Was haben nun all diese Geschehnisse mit dem Leben unserer Gesellschaft
zu tun? – Dazu müssen nun einige wesentliche Daten aus der Zeit nach dem
zweiten Weltkrieg erwähnt werden: Schon im November 1945 trafen sich 47
Schützen in Hünshoven und beschlosen, ihre fortan als „St. Johannes-Schützen-
Bruderschaft 1664″ zu nennende Gesellschaft weiterzuführen. Über die am
1. März 1947 verabschiedete Erneuerungsurkunde wurde das Motto der
Erneuerungsurkunde von 1745 gesetzt:

„Alles Zur Höchster Ehren Gottes“

Diese Urkunde, vom damaligen Archivar Matthias Hönings entworfen, legte
Wert auf die geschichtliche Kontinuität des ursprünglichen Geistes der
Bruderschaft: „Ob nun unter dem oder jenem Namen, der Sinn und die
Gebräuche, sowohl bei den kirchlichen wie auch bei den weltlichen Feiern,
blieben bestehen und wurden in der einen oder anderen Form höchstens
unterbrochen, nicht aber abgeschafft. Der Zeitgeist rüttelte wohl manchmal
starkt an der so geschaffenen Struktur der Gesellschaft, aber stürzen konnte
er sie nicht.“
In der auf der Grundlage dieser Erneuerungsurkunde abgefaßten Satzung
wurde die Zugehörigkeit zur wiedergegründeten „Erzbruderschaft vom Hl.
Sebastianus“ dokumentiert.
Schon 1948 wurde auch nichtkatholischen unbescholtenen Bürgern christlicher
Konfession der Beitritt gestattet. Während der Jahre 1947 bis 1949 beteiligten
sich die Schützen an den Arbeiten zur Entschuttung der zerstörten Pfarrkirche.
Nachdem diese dann am 20. Oktober 1951 konsekriert worden war,
verlegte die Bruderschaft ihre Herbstkirmes vom November auf den Sonntag
nach dem Jahrestag der Kirchweihe. Verbunden wurde damit der Tage der
gemeinschaftlichen Kommunion aller Schützenbrüder, zu dessen Programm
das gemeinschaftliche Frühstück und der Ball am Abend gehören. Nicht unverwähnt
bleiben dürfen die jährlich wiederkehrenden Einkehrtage im Missionshaus
St. Josef, die meistens in der Adventszeit gehalten werden.
Es ist nicht notwendig, die gesellschaftlichen Ereignisse der Nachkriegszeit
im einzelnen aufzuzählen, sie sind allen Lebenden zur Genüge bekannt. Besonderer
Erinnerung wert sind allenfalls, die vom bruderschaftlichen Geiste
getragenen gemeinsamen Aufzüge und Treffen der Hünshovener St. Johannes-
Schützen mit den Geilenkirchener St. Sebastianus-Schützen und den St.
Josef-Schützen von Bauchem; außerdem die alljährlich im Januar oder
Februrar stattfindenden Kameradschaftsabende. – Zu wünschen bleibt, daß
all‘ diese der Pflege eines Brauchtums dienenden Bemühungen gesellschaftlicher,
kameradschaftlicher Art in einer echten Wechselbeziehung erhalten
bleiben zu den religiösen Gepflogenheiten. Dann wird in beiden das „Bruderschaftliche“,
von den Anfängen her bestimmt , immer deutlicher zum Ausdruck
kommen gemäß dem Wahlspruch der Erzbruderschaft

„Aus alter Wurzel neue Kraft!“

Gewiß werden Spannungen auftreten, gerade in unserem örtlichen Bereich,
angesichts der besonderen Lage der Ortsteile und Pfarreien zueinander. Aber
ist nicht auch dies von den geschichtlichen Anfängen her gegeben? Und haben
nicht unsere Vorfahren sich immer wieder bemüht, damit fertig zu werden,
um es zu einem guten Ende zu bringen?! –
Aus den Erschütterungen und der Armut der letzten Kriegs- und Nachkriegsjahre
wurde der Wille zu einem neuen Anfang geboren. Heute, 17 Jahre nach
der Annahme der letzten Erneuerungsurkunde und 300 Jahre seit der Gründung,
sollte der Schwung des Neuen lebendiger wirksam sein als die „fragwürdige
Würde“ eines schlecht oder gar falsch verstandenen Alten, welches
dann eben nicht mehr „ehr – würdig“ ist. – Muß nicht zuletzt das Andenken
jener Schützenbrüder, welche sich um dieses Setzen neuer Linien und Maße
aus altem Geiste seit 1945 bemüht haben und in die Ewigkeit abberufen
worden sind, den Lebenden ständig Mahnung sein, in ihrem Sinne weiterzuhandeln? –


Benutzte Literatur:
1) Wilhelm Ewald, Die rheinischen Schützengesellschaften (Jahrgang 26,
Heft 1 der Zeitschrift des Rheinischen Vereins der Denkmalpflege und
Heimatschutz), Düsseldorf 1933

2) Unsere Heimat: der Selfkantkreis Geilenkirchen – Heinsberg,
Geilenkirchen 1963

3) Festschrift zum 275jährigen Jubelfest, Hünshoven 1939

4) Geschichtsbuch der St. Johannes – Schützenbruderschaft Hünshoven, als
Manuskript begonnen 1946.

5) H. B. Capellmann, Zur Geschichte der Schützenbruderschaften (Festschrift
zum 300jährigen Jubelfest der St. Hubertus – Schützenbruderschaft Stolberg –
Dorff), Stolberg 1963

6) Heinrich Schiffers, Die Pfarre Hünshoven im Wandel der Jahrhunderte,
Aachen 1951.

7) Der Deutsche Schützenbund (Festschrift zur feierlichen Proklamation am
18. November 1951 in Köln am Rhein), Köln 1951